Monatsbetrachtungen 2015

Von Eberhard Pfeiffer
Juli

Bedingt durch die Wetterlage der letzten Tage sollte nun die Entscheidung gereift sein, die Völker für die Einwinterung vorzubereiten. In den letzten 8 Tagen hat es keine Zunahmen mehr in den Honigräumen gegeben. Mit Waldtracht/Honigtautracht kann nicht mehr gerechnet werden.

Die kommenden warmen Tagen sollten jetzt genutzt werden, die Völker abzuschleudern und danach – je nach einzusetzendem Behandlungsmittel – ganz oder teilweise aufzufüttern,  um dann möglichst noch in den letzten Julitagen mit der Varroabehandlung zu beginnen.

Als Behandlungsmittel kommen für die Sommerbehandlung Ameisensäure 60% ad us.vet. oder Thymolpräparate entsprechend den Dosierungsanweisungen der Hersteller bzw. nach Anwenderbroschüren in Betracht. Eine frühe Bekämpfung der Varroamilbe ist mitentscheidend für gesunde Wintervölker.

Wer gegen Ende des Winters/Anfang Frühjahr den Reinigungsflug seiner Völker erleben möchte, darf mit dem Beginn der Behandlung nicht bis Ende August/Anfang September warten. Je später der Behandlungsbeginn, desto wahrscheinlicher werden leere Bienenbeuten im Dezember.

Natürlich gehört zum Gesamtbehandlungskonzept auch die Restentmilbung der brutfreien Völker im Dezember mit Oxalsäredihydrat-Lösung 3,5% (m/V) ad us.vet. Faustregel für die Winterbehandlung: 3 Wochen nach der ersten Frostnacht. Die Königinnen stellen nach dem ersten Frost die Legetätigkeit in aller Regel ein.

Juni

Jetzt im Juni gilt es, die Wirtschaftsvölker unter Kontrolle zu halten. Die wechselhafte und überwiegend kühle Witterung in der letzten Maiwoche hat dazu geführt, starke Schwarm-stimmung in den Völkern aufkommen zu lassen. Einige Schwärme sind über das Stadtgebiet von Siegen verteilt, bereits gefallen. Wer einen kapitalen Vorschwarm, der aus einem Volk des eigenen Bestandes ausgezogen ist, wieder eingefangen hat, sollte beachten:

Der Schwarm darf in den ersten 3 Tagen nicht gefüttert werden, sonst macht er sich gleich wieder davon. Es gibt dagegen überhaupt keine Probleme, wenn der auf einer Zarge Mittelwänden eingeschlagene Schwarm neben dem Volk, aus dem er ausgezogen ist seinen Platz findet. Schwarmbienen fliegen nicht in das alte Volk zurück. Wer ein Übriges tun möchte, um das Schwarmvolk zu beschäftigen, kann eine Wabe mit offener Brut dazugeben; hier kann dann auch die Altkönigin direkt mit der Eiablage beginnen.

Ein starker Schwarm hat in aller Regel innerhalb von einer Woche alle Mittelwände ausgebaut, wenn die Trachtbedingungen gut sind. Die Königin hat dann schon reichlich gestiftet. Jetzt kann der Imker über Absperrgitter einen Honigraum aufsetzen und noch mit einer guten Ernte rechnen. Ist die erste Brut geschlüpft, kann es ratsam sein, dem Volk Anfang bis Mitte Juli einen 2. Brutraum zu geben wenn 6 oder mehr volle Brutwaben vorhanden sind.

Um der Faulbrutgefahr vorzubeugen wird empfohlen, fremde Schwärme für etwa 3 Tage in Kellerhaft zu nehmen und erst danach auf dem Stand einzuschlagen. Auf diese Vorsichtsmaßnahme kann m.E. verzichtet werden, weil evtl. von den Bienen aufgenommenes, belastetes Futter ausschließlich zum direkten Verbrauch und als Energie zur Wachsproduktion verwendet wird. Eine Einlagerung des im Honigmagen mitgebrachten Futters ist daher so gut wie ausgeschlossen. Auf die Zugabe einer Brutwabe sollte aber in diesem Fall verzichtet werden.

Die Ablegerpflege bildet neben der Honigernte einen weiteren Schwerpunkt der imkerlichen Beschäftigung in diesem Monat. Ein kontinuierlicher Futterstrom in den Ablegern ist zu gewährleisten, um unabhängig von den Wetterverhältnissen ein stetiges Wachstum der Jungvölker und Stück für Stück den Ausbau von Mittelwänden zu garantieren. Um Räuberei vorzubeugen ist vorzugsweise mit Futterteig in Futtertaschen zu füttern. Die Fluglöcher der Ableger sollten anfangs auf 3-4 cm Breite eingeengt werden.

Ableger, die erst im Juni erstellt werden müssen stärker sein, als solche aus dem Mai. Mit 3 Brutwaben, 1 Futterwabe und 1-2 Mittelwänden ist ein guter Start gewährleistet. Schließlich müssen diese Jungvölker im Spätsommer eine gute Einwinterungsstärke erreicht haben.

Hygiene im Schleuderraum und besondere Sorgfalt ist bei der Honigernte oberstes Gebot. Schleuder, Entdeckelungsgeschirr und Doppelsieb müssen in Edelstahlausführung sein; Lagerbehälter aus lebensmittelechtem Kunststoff. Frühtrachthonige sollten zeitnah nach der Ernte gerührt werden, um eine unerwünschte grobe Kristallbildung beim Kandiervorgang zu vermeiden.

Mai

Mit dem Monat Mai beginnt die intensivste Arbeitsperiode für den Imker. Jetzt wachsen die Völker kontinuierlich. Obwohl in diesem Frühjahr die Völkerentwicklung, gemessen an der Entwicklung der Bienenvölker im Jahr 2014, um etwa 2 Wochen verzögert ist, haben viele Völker der Siegerländer Imker, bis auf wenige Ausnahmen, gut aufgeholt.

Inzwischen zeigen sich schon Tendenzen in Richtung Schwarmstimmung. Vereinzelt berichten Imker über bestiftete Weiselzellen. Es wurden auch schon Weiselzellen mit Maden im Futtersaft entdeckt. Die derzeitige Wetterlage befördert die Schwarmstimmung zusätzlich. Die Sammelbienen können kaum Trachtflüge unternehmen und den für die Nektarverarbeitung zuständigen Jungbienen fehlt ein wichtiges Betätigungsfeld.

Es wird denkbar eng in den Bruträumen, wenn der Imker nicht rechtzeitig für ausreichenden Platz Sorge getragen hat. Die Baubienen müssen Gelegenheit haben, ihr Wachs verarbeiten zu können, die Königinnen benötigen reichlich freie Brutzellen zur Eiablage und die vielen Jungbienen wollen ihren Futtersaft loswerden.

Bei der nächsten Durchsicht, die aufgrund der geschilderten Situation in den Völkern, möglichst bis spätestens 5. Mai erfolgen sollte, steht die Bildung von Brutablegern an, um der drangvollen Enge in den starken Wirtschaftsvölkern zu begegnen. Die zu entnehmenden Brutwaben (BW) sollten überwiegend verdeckelte Brut aufweisen; es müssen aber auch einige jüngste Maden vorhanden sein, damit die Bienen im Ableger sich selbst eine Königin aufziehen können.

Um die Flugbienen im Ableger zu behalten, sollten die Ableger auf einen mindestens 2 km entfernten Außenstand gebracht werden. Wer seine Ableger auf seinem Stand aufstellen muss, sollte noch etliche Jungbienen aus den Honigräumen in die Brutableger abfegen, um den Verlust der zurückfliegenden Bienen auszugleichen.

Völkervermehrung bei gleichzeitiger Königinnenzucht kann mittels eines Sammelbrutablegers erfolgen. Starke Völker geben je zwei möglichst verdeckelte BW mit ansitzenden Bienen ab. Es können durchaus 8 volle BW aus verschiedenen Völkern sowie 2-3 Futter/Pollenwaben in einer Zarge mit hohem Boden untergebracht werden. Bienen aus mindestens zwei und mehr Völkern verhalten sich untereinander friedlich; es gibt keine „Stecherei“.

Neun Tage nach Bildung des Sammelbrutablegers müssen alle Weiselzellen ausgebrochen werden. Es wird dann eine Randwabe (FW) entfernt. Die Waben in der Zarge werden so verschoben, dass in der Zargenmitte eine Wabengasse entsteht.

Hier wird dann ein mit jüngsten Maden bestückter Zuchtrahmen eingesetzt. Der Zuchtstoff kann z. B. von der Belegstelle des Imkerkollegen und Reinzüchters Frank Keller, Kreuztal, oder aber aus einem eigenen, nachzuchtwürdigen Volk mit Hilfe des Nicot-Zucht-Systems gewonnen werden. Sobald die Weiselzellen des Zuchtrahmens verdeckelt sind, werden vorsichtig Schlupfkäfige auf die Napfhalter geschoben, um zu verhindern, dass die jungen Weisel in den Sammelbrutableger schlüpfen.

Nach dem Schlupf können die jungen Königinnen durchaus noch 2 Tage im Käfig bleiben. Der Sammelbrutableger wird aufgelöst. Mit jeweils 1-2 bienenbesetzten Waben, 1 MW und 1 FW oder Futtertasche mit Futterteig, wird die gewünschte Anzahl Ableger zusammengestellt, jeweils eine Königin zugegeben.

Die Königinnen müssen nicht unbedingt gekäfigt werden, weil sie ja alle aus dem gleichen Volk kommen, wie die Bienen auch und von daher den gleichen Stockgeruch haben und somit eine Abwehrreaktion der Bienen gegenüber den jeweiligen Jungweiseln ausbleibt. Wenn dann noch Königinnen übrig sind, können diese in vorbereiteten Begattungskästchen, die mit einer guten Suppenkelle voll Bienen befüllt werden, bis zur weiteren Verwendung nach deren Begattung „geparkt“ werden. Die Bienen wurden zuvor aus mehreren Honigräumen in einen leicht mit Wasser besprühten Eimer abgekehrt.

Schon im April konnte die erste Drohnenbrut aus den Baurahmen geschnitten werden. Das muss nun alle 14 Tage bei allen Völkern solange weitergeführt werden, wie die Baurahmen noch ausgebaut und bestiftet werden. Das regelmäßige Drohnenbrutschneiden und auch die konsequente Ablegerbildung sind die einzig möglichen Maßnahmen zur Reduzierung der Varroamilbenpopulation in den Wirtschaftsvölkern während der Trachtzeit. Es empfiehlt sich, Ableger, sobald sie brutfrei sind, mit Milchsäure zu behandeln.

Wenn die Wetterbedingungen im Mai gut waren, kann u. U. Ende Mai die erste Honigernte erfolgen. Es sind nur die Honigwaben zu ernten, die mindestens zu 2/3 verdeckelt sind. Vor der Entnahme der Honigwaben muss der Wassergehalt des Honigs mittels Refraktometer geprüft werden. Nach den Richtlinien des D.I.B. muss der Honig einen Wassergehalt von unter 18% aufweisen, um erntefähig zu sein.

April

Wenn wir uns an die Monate März/April 2014 mit sehr milden Temperaturen und frühem Blühbeginn wichtiger Trachtpflanzen zurückerinnern, müssen wir sowohl was die jetzt vergangenen Märztage 2015, als auch den gerade begonnenen April anbelangen feststellen, dass unsere Bienenvölker z. Zt. keine optimalen Entwicklungsvoraussetzungen vorfinden. Das gilt im Hinblick auf die Wetterbedingungen genauso, wie mit Blick auf die verzögerte Entwicklung des Trachtangebotes. Nach meinen Aufzeichnungen aus dem letzten Jahr, konnten unsere Bienen bereits am 3. April in Südhanglage von den ersten Kirschblüten profitieren.

In den Bienenvölkern mehrt sich jetzt dennoch die Brut nach erfolgreicher Überwinterung täglich. Das bedeutet für uns Imker, für den Aufbau gesunder, trachtreifer Bienenvölker Sorge zu tragen und von Anfang an auch an die Bekämpfungsmöglichkeit der Varroose während der Trachtmonate, das Drohnenbrutschneiden, zu denken. Neben der notwendigen Futterkontrolle gehört – soweit dies nicht schon im März geschehen ist – Anfang April ein Baurahmen und eine Mittelwand in jedes Volk. Auch wenn sich durch den Abgang der Winterbienen die Zahl der Flugbienen in der ersten Aprildekade verringert, steht die nächste Bienengeneration bereits in den Startlöchern.

Den Völkern rechtzeitig genügend Raum zum Brüten zu geben ist ein Muss für jeden Imker. Wir wissen, dass aus einer voll mit Brut belegten Wabe soviele Bienen schlüpfen, dass davon 3 Waben mit Bienen besetzt werden können. „Der Bien“ „denkt“ anders, als vielleicht mancher Imker, mindestens 14 Tage voraus, denn er weiß genau, was zu erwarten ist, wenn 14 Tage später die Brut schlüpft. Die Bienen sind dem umsichtigen Imker für ein rechtzeitiges Raumangebot für die nächste Generation Ammen- und Baubienen dankbar.

Im Honigraum imkere ich mit Halbzargen. Wenn alles gut läuft, kann jedes gut entwickelte Volk spätestens in der zweiten Aprilhälfte als 2. Brutraum eine ganze Zarge mit Mittelwänden vertragen. Dadurch verschafft sich der Imker eine Atempause, weil seine Völker jetzt ohne Platzmangel wachsen können. Erste Vorbereitungen für die Königinnenzucht und die Ablegerbildung im Mai müssen getroffen werden.

Meine Rückblende auf den April 2014:

  • Am 02.04. haben alle Völker zunächst eine Halbzarge als Honigraum über Absperrgitter erhalten. Überschüssige Futterwaben wurden schon Ende März entfernt und durch Mittelwände ersetzt.
  • 11.04.: schon guter Eintrag aus der Kirsch- und Ahornblüte, alle Völker werden mit einer Zage Mittelwände erweitert (2. Brutraum)
  • 22.4.: fast alle Völker haben die Mittelwände ausgebaut und reichlich Brut angelegt. Die Baurahmen können, soweit das nicht schon hier und da früher erfolgt ist, das erste Mal geschnitten werden; die Völker erhalten die 2. Halbzarge für den Honigraum.

März

Die Tage werden länger und Temperaturen von bis zu 20°C sind durchaus drin. Jetzt ist für die Imker die Winterpause vorbei. Steigt die Tagestemperatur über 16° C, sollten die Bienenstände kontrolliert werden. Völker, die auf zwei Zargen überwintert haben und ihren Bienensitz in der oberen Brutzarge einge-richtet haben, können jetzt auf auf eine Zarge reduziert werden.

Dazu wird zunächst der Deckel abgenommen und mit der Unterseite nach oben auf das Nachbarvolk gelegt, die obere Zarge abgehoben und auf den Deckel gesetzt. Nun entfernt man die Untere Zarge mit dem Boden und stellt auf den gleichen Platz einen gereinigten Boden. Die auf dem Nachbarvolk geparkte Zarge kommt auf den neuen Boden. Anschließend werden die Bienen von der alten Bodenzarge abgestoßen, Folie und Deckel auflegen und die weiteren Standvölker in der gleichen Weise bearbeiten.

Bei guter Salweidentracht können schon gegen Mitte März die beiden Randwaben aus den Völkern genommen und gegen eine Mittelwand (MW) und einen Baurahmen (BR) ausgetauscht werden. MW und BR werden jeweils am Rand des Brutnestes plaziert.

Zuhause heißt es jetzt: Rähmchen, wenn noch nicht geschehen, in Natronlauge reinigen – bei diesen Arbeiten Schutzausrüstung nicht vergessen (!) – Mittelwände einlöten und Honigräume vorbereiten.


Februar

Jetzt können die Temperaturen an einigen Tagen durchaus über 10°C klettern. Im Zentrum der Wintertraube werden die Bienen aktiver. Die ersten kleinen Brutnester werden angelegt.

Liegt bei plötzlichem Temperaturanstieg auf 8° – 10°C noch Schnee, zeugen zahlreiche Kotspuren auf den Schneeflächen davon, dass die Bienen für kurze Zeit unterwegs waren. Allerdings ist dann auch die Gefahr groß, dass es zu Bienenverlusten kommt, wenn sich die Bienen auf den Schneeflächen niederlassen sollten. Sind die Fluglöcher nach Süden ausgerichtet, besteht Hoffnung, dass der Schnee in wenigen Tagen geschmolzen ist.
Frühblüher, wie Hasel, Zaubernuß, Kornelkirsche, Winterling, Krokus und Schneeglöckchen, sind erste Pollen und Nektarspender.


Januar

Im Januar lassen wir die Völker in Ruhe. Stehen die Völker im Außenbereich, sollten wir uns bei gelegentlichen Kontrollgängen vom ordnungsgemäßen Zustand der Beuten überzeugen. Sitzen die Mäusegitter noch richtig? Haben sich noch keine Grünspechte an den Beuten zu schaffen gemacht? Sind evtl. Sturmschäden zu verzeichnen, oder hat es Schäden durch herabfallende Äste gegeben? Ist es zu Vandalismusschäden gekommen?

Bei Sturm- oder Vandalismusschäden: Dokumentation per Fotos erstellen und den Vereinsvorsitzenden zwecks Schadensaufnahme für die Versicherung benachrichtigen. Sollte der Grünspecht in Aktion gewesen sein, müssen zur Verhinderung weiterer Schäden, engmaschige Netze oder Garten-Bags (Laubsäcke: Höhe 70-75 cm, Durchmesser mindestens 68 cm) Abhilfe schaffen. Bei offenem Gitterboden können die Beuten ruhig einschneien.